Lege nicht alle Eier in einen Korb oder …

… Facebook und der große Knüppel.

„Lege nicht alle Eier in einen Korb“ ist eine alte Volksweisheit, in der viel Wahrheit steckt. Denn wenn Dir dieser eine Korb runterfällt, sind alle Deine Eier futsch. Okay, heutzutage geht man halt in den Supermarkt und holt neue. Aber in der Zeit, aus der das Sprichwort stammt, waren Eier für die ärmeren Leute purer Luxus. Da ging man eben sehr vorsichtig damit um.

Auf das Heute übertragen heißt das, dass Du nicht alle Deine Ressourcen nur in eine einzige Sache stecken sollst. Zum Beispiel beim Geldanlegen. Liegst Du falsch, ist Deine Knete weg. Aber es soll hier gar nicht ums Geldanlegen gehen. Mein Blog heißt ja „Marketing-Support“ und also befasse ich mich vorzugsweise mit dem Online-Marketing. Das ist Euch sicher nicht entgangen. 😉

Als Online-Marketer brauchst Du Besucher auf Deinen Seiten, die möglichst an Deinen Angeboten interessiert und kaufwillig sein sollten. Eine Möglichkeit, um solche Besucherströme zu generieren, ist PPC- oder Bezahlwerbung. Man schaltet also online Anzeigen und löhnt für jeden Klick , der den Klicker dann auf Deine Seite bringt. Ist ja sattsam bekannt.

Größter PPC-Anbieter ist bekanntermaßen unsere Tante GOOGLE. Aber gleich dahinter rangiert FACEBOOK mit seinen rund 3 Milliarden Nutzern. Facebook ist beliebt bei Werbern. Die Anzeigen sind noch nicht so teuer wie bei Google und man hat einige Möglichkeiten, die Werbung so zu schalten, dass man recht genau seine Zielgruppe erreicht und kaum Streuverluste hat. Es gibt auch einige smarte Marketer, die smarte Kurse gestrickt haben, um den nicht so smarten Marketern beizubringen, wie es funktioniert. Das ist auch ein gutes Geschäft.

PPC-Werbung auf Facebook – Top oder Flop?

Also Werben auf Facebook ist beliebt und spült dem Konzern erhebliche Mittel in die Kassen. Aber es ist auch gefährlich. Facebook versteht sich ja nicht vordergründig als Werbeplattform (obwohl das das Geld bringt), sondern als soziale Gemeinschaft, in der sich Menschen untereinander verbinden und austauschen. Und diese Gemeinschaft will Facebook auf keinen Fall mit nerviger und illegitimer Werbung zuspammen. Von daher gibt es ein ganzes Richtlinienwerk, das der Werbetreibende beachten muss. Die Werbeanzeigen müssen bestimmten Vorgaben entsprechen (z.B. dürfen Grafiken nur 20% Text enthalten), einige Sachen dürfen gar nicht beworben werden (z.B. Waffen, Pornografie) und die Werbung darf nicht irreführend sein, muss also mit dem beworbenen Angebot übereinstimmen, um nur einige anzureissen. Manche dieser Richtlinien sind nicht so ganz plausibel, aber sei´s drum. Der Portalbetreiber macht die Regeln. Das ist ganz in Ordnung so.

Es ist auch in Ordnung, wenn der Portalbetreiber die Einhaltung seiner Regeln kontrolliert. Es wird jede einzelne Werbeanzeige überprüft und erst freigeschaltet, wenn sie mit den Richtlinien übereinstimmt. Das passiert zweistufig. Es kann durchaus passieren, dass eine Anzeige erst recht schnell genehmigt, später aber wieder gesperrt wird. Das ist dann nicht schön, aber auch okay. Baut man eben eine neue Anzeige.

Aber nun wirds schräg und das meine ich mit Facebooks großem Knüppel. Facebook behält sich vor, Dein Werbekonto komplett zu sperren. Dazu genügt, wenn sich (ein) User über Werbung von Dir beschwert. Und da spielt es überhaupt keine Rolle, dass Facebook die Werbung ja überprüft und freigeschaltet hat.

Facebook – meine leidige Erfahrung

Mir ist das so passiert. Mein Werbekonto war letztes Jahr plötzlich gesperrt und meine laufenden Anzeigen deaktiviert. Man bekommt beim Zugriff auf das Konto lediglich die lapidare Meldung über die Sperrung und einen Link, falls man sich dazu äußern will. Das habe ich versucht. Nicht nur einmal. Ich wußte ja gar nicht, warum konkret des Konto gesperrt wurde. Es hieß nur, ich hätte gegen die Richtlinien verstoßen. Aber ich bekam keine Antwort. Nicht ein einziges Mal war ich Facebook eine Antwort wert.

Jetzt, mehr als ein halbes Jahr später und mit immer noch gesperrtem Werbekonto habe ich es noch einmal versucht mit der Kontaktaufnahme. Und, oh Wunder, diesmal kam eine Antwort. Die will ich Euch nicht vorenthalten:

Hallo Jörg,

danke, dass du uns kontaktiert hast. Dein Konto wurde gesperrt, weil die Werberichtlinien von Facebook nicht eingehalten wurden.

Werbekonten werden auf Einhaltung der Richtlinie und Qualität der Werbeinhalte geprüft. Wenn Konten Anzeigen schalten, die nicht der Richtlinie entsprechen, werden diese Konten gesperrt.

Dein Konto wurde gesperrt, weil irreführende Werbeanzeigen geschaltet wurden, die zu sehr negativem Feedback von Facebook-Nutzern geführt haben. Wir möchten für alle die beste Nutzererfahrung bieten. Wir behalten uns das Recht vor, jegliche Werbung abzulehnen, die wir als widersprüchlich zu diesen Vorgaben erachten. Ebenso behalten wir uns das Recht vor, ein Konto zu schließen, das Anzeigen im Widerspruch zu diesen Vorgaben erstellt.

Wenn eine deiner Anzeigen entfernt oder dein Konto gesperrt wurde, können wir beides nicht wieder freigeben. Wir bedauern eventuell damit verbundene Unannehmlichkeiten. Bitte betrachte dies als endgültige Entscheidung.

Danke für dein Verständnis.

Arthur
Ads Integrity
Facebook

Prima Antwort. Und so höflich. Nur weiß ich immer noch nicht, was ich konkret falsch gemacht haben soll. Und – die Anzeigen wurden ja von eben jener Abteilung (Ads Integrity) geprüft und freigegeben. Da sollte man sich doch darauf verlassen können, dass die Anzeigen den Richtlinien entsprechen. Doch weit gefehlt. Es genügt offensichtlich, dass sich jemand über Deine Anzeige beschwert, Totschlagargument „irreführend“, und dann wird das Konto gesperrt. Kann sich also mein Wettbewerber über meine Werbung beschweren, egal ob berechtigt oder nicht, schon bin ich aus dem Geschäft!

Das habe ich dem Arthur dann auch so geschrieben. Daraufhin kam folgende Antwort, diesmal auf Englisch:

Hallo Jörg,

After careful review, I’ve determined that we’re unable to take further action regarding this matter. Please consider this the end of correspondence regarding your ads account.

Danke, dass du Facebook kontaktiert hast.

Arthur
Ads Integrity
Facebook

Heißt auf deutsch – ich kann sagen, was ich will. Facebook interessiert das einen feuchten Furz und mein Konto bleibt auf immer gesperrt. Ich habe keine Möglichkeit der Verteidigung und Rehabilitation. Das ist die reine Willkür und das nenne ich „Facebooks großen Knüppel“. Da steht man einfach ohnmächtig und sprachlos davor.

Ich habe mich mit anderen Marketern darüber unterhalten, die viel größere Nummern sind als ich und die 5- bis 6-stellige PPC-Werbebutgets über Facebook laufen haben. Sie haben mir gesagt, ich soll mein Werbekonto einfach vergessen und z.B. das Konto meiner Frau nutzen. Also, gegen diese Facebook-Willkür ist offensichtlich kein Kraut gewachsen.

Mein Fazit

Da sind wir wieder bei unserer Volksweisheit vom Anfang. Stütze Dein Geschäftsmodell nicht ausschließlich auf PPC-Werbung bei Facebook. Wie Du siehst, kann man Dir sehr schnell und ohne wirkliche Begründung den Hahn abdrehen und Dein Geschäft geht den Bach runter. Das juckt Mark Z. und seine Konsorten nicht die Bohne. Nutze auf jeden Fall weitere Werbekanäle. Dann ist nicht alles im Eimer, wenn Dir eines Deiner Beine wegbricht!

Was sagt Ihr zu der Geschichte? Ich freue mich über Kommentare, Likes und Weiterverbreitung des Artikels.

5 Comments Lege nicht alle Eier in einen Korb oder …

  1. Paul

    na toll, auch so kann man Mitbewerber zum Teufel jagen. Normal sollte sich damit aberja FB selber ins Bein schiessen, denn es wird ja immer Leute geben die irgendwelche Werbung stoert, so das man immer mehr an Kunden verliert.

    Reply
    1. JoergMr

      Hallo Paul, vielen Dank für Deinen Kommentar. Leider wird es Facebook kaum stören, wenn hin und wieder mal ein kleinerer Werbekunde, so wie ich, über die Klinge springt. Es gibt ja genug und auch viel größere Werbekunden. Außerdem wird diese Praxis kaum bekannt, weil die allermeisten Betroffenen den Vorgang nicht öffentlich machen. Und so geht es eben immer weiter mit dieser Willkür.

      Nutzt Du ebenfalls Facebook für Werbung? Wie sind Deine Erfahrungen? Falls Du auf dem Laufenden über meine Blogartikel bleiben willst, dann trage Dich doch in meine Emailliste auf dem Blog ein.

      Beste Grüße, Jörg

      Reply
  2. Pingback: Facebook Super GAU | marketing-support

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  4. Matthias vom Marketingblog

    Hallo Jörg, siehe https://m.facebook.com/terms?locale=de_DE

    „Wir geben dir die Möglichkeit, dich auszudrücken und dich über Dinge, die dir wichtig sind, auszutauschen:
    Du hast viele Möglichkeiten, um dich auf Facebook auszudrücken“ (Dazu gehört dann wohl auch die Werbeanzeigen-Schaltung)

    „Wir zeigen dir Werbeanzeigen, Angebote und sonstige gesponserte Inhalte, um dir dabei zu helfen, Inhalte, Produkte und Dienste zu entdecken, die von den vielen Unternehmen und Organisationen angeboten werden, die Facebook und andere Facebook-Produkte nutzen“

    Ich nehme an, du wolltest mit deiner Werbeanzeige, Menschen weiterhelfen.

    „Du verfügst über Kontrollmöglichkeiten dafür, welche Arten von Werbeanzeigen und Werbetreibenden du siehst, und darüber, welche Arten von Informationen wir verwenden, um festzulegen, welche Werbeanzeigen wir dir zeigen.“ (das bedeutet, welchen Nutzer deine Werbeanzeige störte, der konnte wählen, dass ihm keine Anzeigen mehr bspw. von diesem Unternehmen angezeigt wurden)

    Falls du ähnliche Werbung wie andere Unternehmer geschaltet hattest und diese weiterhin ihr Konto behielten, könnte eine Konto-Deaktivierung, einen Fall von Diskriminierung beinhalten.

    Es konnte auch nicht einfach jemand kommen und sagen, die Straßenwerbung gefiel ihm nicht. Wenn das hundert Menschen sprachen, wurde der Anbieter gesperrt. Es braucht Details. Nutzer bei Facebook könnten Werbung Bspw. als unpassend markieren und wenn mehrere das taten, wurde der Algorithmus angepasst und an Zielgruppen wie jene Menschen, wurde die Werbung nicht mehr ausgespielt.

    An sich ist es die Plattform von Facebook. Sie dürfen Accounts kündigen, wenn es berechtigt ist. Ob das für jemanden transparent erschien und so wie es gehandhabt war, zulässig ist, war eine andere Frage.

    Es könnte KIs und AIs geben, welche deine hinterlegte Werbung automatisch vorab auswerteten. Man könnte dir dann bspw. Feedback geben, ob sie okay war bzw. wie du die Anzeige stattdessen gestalten solltest. Das wäre für alle Seiten sinnvoll.

    Andere Marketing-Experten sprachen, einfach das Konto des Ehepartners nutzen – eine Dauer-Lösung ist das nicht.
    Facebook hatte seinen Algorithmus (der eigentlich ziemlich gut ist) und es müsste mehr analysiert werden, was Nutzer interessiert und was sie störte (hier abfragen, was: das Bild, der Text, die Message?). Damit Nutzer zukünftig die Werbung sahen, die für sie in Ordnung war.

    Viele Grüße

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